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Medikamentöse Therapie

Zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis steht heutzutage eine Vielzahl an Optionen zur Verfügung. Je nach Verlauf der Erkrankung und je nach Gesundheitszustand der Betroffenen können unterschiedliche Medikamente zum Einsatz kommen. 

Die PsA verläuft bei jedem Patienten bzw. jeder Patientin anders. Gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin wird daher nach internationalen Behandlungsempfehlungen immer individuell auf den Einzelfall abgestimmt entschieden, welche Therapiemöglichkeit die richtige ist. Dabei hilft es, den Status der Erkrankung genau zu bestimmen und so zu überprüfen, ob die jeweilige Behandlung gut anschlägt. 

Hilfreich ist auch das offene Gespräch mit der Dermatologin oder Rheumatologin bzw. dem Dermatologen oder Rheumatologen. Wann immer Betroffene Veränderungen an Haut, Nägeln oder Gelenken feststellen, sich Beschwerden verschlimmern oder verschriebene Medikamente nicht die gewünschte Wirkung erzielen, sollte das Behandlungsteam darüber informiert werden. Als Person mit Psoriasis-Arthritis sollte man sich mit der eigenen Erkrankung gut auskennen und im Sinne der gemeinsamen Entscheidungsfindung bei der Behandlungsauswahl mitwirken können.

Medikamente bei Psoriasis-Arthritis

Bei einer Psoriasis-Arthritis kann die dauerhafte Entzündung der Gelenkinnenhaut Schäden am Knochen verursachen, die irreversibel, das heißt unumkehrbar sind. Der Erhalt der Beweglichkeit und die Linderung von Schmerzen können wichtige Therapieziele bei der Behandlung sein. Daher wird oft im Dialog zwischen dermatologischer sowie rheumatologischer Fachkraft und Hausarzt bzw. Hausärztin entschieden, welches Medikament im individuellen Fall am besten und nachhaltigsten helfen könnte. Nicht selten kommt hier eine Kombination unterschiedlicher Wirkstoffe zum Einsatz. Generell bieten sich verschiedene Klassen von Arzneimitteln an, die sich in ihren Angriffspunkten und Wirkweisen unterscheiden.Psoriasis-Arthritis – Schuppenflechte mit Gelenkentzündung. Deutsche Rheuma ­Liga Bundesverband e.V. Verfügbar unter: https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Broschueren/A30_Psoriasis_Arthritis.pdf. Abgerufen am: 04.02.2025. Langer HE.: Psoriasisarthritis, rheuma-online. Verfügbar unter https://www.rheuma-online.de/a-z/p/psoriasisarthritis/ Letzter Zugriff: 06.12.2024.

 

Unterschiedliche Angriffspunkte verschiedener Medikamentenklassen:

NSAR + Schmerzmittel 

Bei Psoriasis-Arthritis kommen häufig sogenannte NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika; d. h. Medikamente ohne Kortison) wie Ibuprofen oder Diclofenac zum Einsatz. Diese Medikamente helfen, Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu hemmen. Sie wirken, indem sie bestimmte Botenstoffe im Körper (Prostaglandine) reduzieren, die Entzündungen verstärken. Besonders in akuten Phasen können NSAR eine schnelle Linderung bringen. Allerdings verträgt nicht jeder diese Medikamente. Falls NSAR nicht geeignet sind, können andere Schmerzmittel wie Paracetamol oder Metamizol helfen, die Beschwerden zu reduzieren. Zusätzlich kann in bestimmten Fällen eine lokale Therapie mit Kortison-Spritzen direkt ins betroffene Gelenk sinnvoll sein. Diese Behandlung kann eine schnelle und gezielte Entzündungshemmung bewirken und so die Beschwerden deutlich lindern.Gossec L, Kerschbaumer A, Ferreira RJO, et al. EULAR recommendations for the management of psoriatic arthritis with pharmacological therapies: 2023 update. Ann Rheum Dis 2024;83(6):706–19.

 

DMARDs

Um die Psoriasis-Arthritis langfristig unter Kontrolle zu halten, werden sogenannte krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente (disease-modifying anti-rheumatic drug, DMARDs) eingesetzt. Diese Mittel werden oft als Basismedikamente bezeichnet, weil sie nicht nur die Symptome lindern, sondern auch die Krankheit selbst beeinflussen. DMARDs werden zudem dauerhaft eingenommen, um die Krankheit langfristig zu kontrollieren. Sie wirken, indem sie Entzündungszellen und bestimmte Botenstoffe hemmen, die für die Entzündung im Körper verantwortlich sind. Dadurch können sie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder sogar stoppen. Allerdings wirken DMARDs nicht sofort – es kann mehrere Wochen dauern, bis sie ihre volle Wirkung entfalten. Langer HE.: Cortison rheuma-online. Verfügbar unter https://www.rheuma-online.de/medikamente/cortison. Letzter Zugriff: 06.12.2024.

Es gibt drei Hauptgruppen dieser Medikamente:

  • Konventionelle synthetische DMARDs, z. B. Methotrexat (MTX), Leflunomid (LEF) oder Sulfasalazin (SSZ)

  • Zielgerichtete synthetische DMARDs, zu denen z. B. Januskinase-Inhibitoren oder PDE4-Inhibitoren gehörenGossec L, Kerschbaumer A, Ferreira RJO, et al. EULAR recommendations for the management of psoriatic arthritis with pharmacological therapies: 2023 update. Ann Rheum Dis 2024;83(6):706–19.
  • biologische DMARDs wie Etanercept, Ustekinumab oder Abatacept

 

Biologika (Biologische DMARDs) 

Trotz moderner Therapie mit verschiedenen Basismedikamenten schreitet bei etwa der Hälfte aller Patient:innen mit Psoriasis-Arthritis die Erkrankung fort, sodass sich Gelenke, Sehnen und Knochen verändern. In diesen Fällen können Biologika zum Einsatz kommen.Feyertag J, Dunky A Journal für Mineralstoffwechsel & Muskuloskelettale Erkrankungen 2005;12(4), 105-109. Dies sind mit neuesten biotechnologischen Verfahren hergestellte, hochspezifische und hochwirksame Arzneimittel, die über unterschiedliche Wirkmechanismen die Entzündungszellen und/oder die von ihnen produzierten Botenstoffe abfangen und neutralisieren oder genau die Zielpunkte blockieren, an denen diese Entzündungsbeschleuniger wirken können. Ein Vorteil: Im Gegensatz zu den anderen Medikamentenklassen können mit Biologika sowohl die Symptome der Arthritis als auch der Schuppenflechte zeitgleich behandelt werden. Analog zu den DMARDs kann es auch bei den Biologika mehrere Wochen bis Monate dauern, bis sie ihre volle Wirkung entfalten.Deutsche Rheuma-Liga. Basismedikamente  oder DMARDs. Online verfügbar unter: https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/public/main_domain/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Merkblaetter/4.5_Basismedikamente.pdf. Letzter Zugriff: 20.01.2025.  

 

Haut- und Nagelpflege

Auch wenn sich die Schmerzen durch Medikamente dämpfen lassen oder sogar ganz verschwinden, bleiben bei einigen Patient:innen immer noch die teils schweren Hautläsionen bestehen. Gerade an den Händen und Nägeln lässt sich die Schuppenflechte meist nicht verbergen. Eine sorgfältige Pflege kann dabei helfen, die Beschwerden zu lindern.

 

Tipps zur Pflege von Haut und NägelnPsoriasis vulgaris: Mehr als nur eine Hauterkrankung, Pharmazeutische Zeitung online, 2010;03. Online verfügbar unter http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=32328. Letzter Zugriff: 06.12.2024.

  • Benutzen Sie neutrale, rückfettende Waschemulsionen, Dusch- und Badeöle.
  • Baden oder Duschen Sie nicht zu lange und nicht zu heiß. Das kann Ihre Haut leicht austrocknen.
  • Die Haut nach dem Baden oder Duschen nicht grob abrubbeln. Tupfen Sie Ihre Haut sanft ab.
  • Pflegeprodukte mit Harnstoff (Urea) binden die Feuchtigkeit und halten die Haut so geschmeidig.
  • Zum Ablösen stark verschorfter Schuppen hilft es, Salben oder Shampoos mit Salicylsäure gezielt von außen auf betroffenen Hautstellen aufzubringen.
  • Hautpräparate mit Wirkstoffen wie Teer, Kortison, Vitamin D oder Vitamin A verringern die Schuppenneubildung und Verhornung der Haut und mildern Entzündungen und Juckreiz.
  • Medizinischer Nagellack stärkt den Nagel von außen.

 

Um das richtige Mittel oder die optimale Kombination verschiedener Substanzen zu finden, hilft eine intensive Beratung durch den Dermatologen oder die Dermatologin.

Weniger Schuppen über Nacht

Salben und Shampoos mit Salicylsäure kann man auch über Nacht einwirken lassen. Dazu nach dem Auftragen die Haut mit einer Plastikfolie oder einer Badehaube abdecken. Am nächsten Morgen lange baden und die Schuppen vorsichtig mit einem Lappen lösen.

Ergänzende Therapien

Neben den verfügbaren Medikamenten können mehr Bewegung, gesünderes Essen, bestimmte Körperübungen sowie alternative Gesundheitsstrategien helfen, besser mit der PsA zu leben. Auch wenn gute wissenschaftliche Studien zumeist fehlen, gelten diese ergänzenden Methoden als optimale Begleiter der schulmedizinischen Behandlung.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen bei GelenkschmerzenArthritis Foundation. Treatment Options for Psoriatic Arthritis. Online verfügbar unter https://www.arthritis.org/health-wellness/treatment/treatment-plan/disease-management/treatment-options-for-psoriatic-arthritis. Letzter Zugriff: 20.12.2024. Hailey LH, Amarnani R, Bundy C, et al. Lifestyle Modifications and Nonpharmacologic Interventions to Improve Outcomes in Psoriatic Arthritis: A Systematic Review. Clin Ther 2023;45(9):841–51.

Massagen

Abhängig davon, wo sich die Entzündung befindet und wie intensiv sie ist, denn an schmerzenden und entzündeten Gelenken kann eine Massage gerade bei einer Psoriasis-Arthritis auch schaden. Deshalb dürfen sie nur von einer Fachkraft ausgeführt werden. Bei einer professionell durchgeführten Massage können sich die Muskelzellen entspannen und schütten weniger Entzündungsbeschleuniger aus. 

 

Wärme und Kälte

Temperaturreize können die Gelenkschmerzen lindern und so indirekt für mehr Beweglichkeit sorgen. Wärme kann die Durchblutung fördern und zur Entkrampfung von Muskelsträngen führen. Gelenkbereiche, die nicht akut entzündet, aber verspannt sind, können sich durch angenehme Wärme lockern.

Vorsicht ist bei akuter Arthritis-Entzündung geboten, da sie sich durch Wärme eher verschlimmern kann. Hier hilft die Kryotherapie: Ein kurzer Aufenthalt bei Minustemperaturen von 60 bis 110 Grad in einer Kältekammer kann den Schmerz für einige Stunden stoppen; das Gelenk wird beweglicher.

 

Medizinische Bäder

Bäder in mineralischen Heilwässern können belebend und erholsam wirken. Insbesondere schwefelhaltige Thermalquellen gelten bei vielen Rheumabeschwerden als hilfreich.

 

Lichttherapie

Eine Lichttherapie mit UV-Strahlen bzw. Sonne bietet eine gute Ergänzung zur Bädertherapie mit mineralstoffreichem Wasser. Dies ist in besonderer Weise bei einem Urlaub am Toten Meer gegeben. Zudem gibt es hierzu Angebote in spezialisierten Hautarztpraxen und Behandlungszentren. Viele Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten. 

 

Ergotherapie

Eine Ergotherapie ist besonders dann wichtig, wenn Körperfunktionen aufgrund von Knochenschädigungen eingeschränkt sind. Der Ergotherapeut zeigt Tricks und Übungen, wie alltägliche Bewegungsabläufe und Arbeiten gelenkschonender durchgeführt werden können (z. B. auch durch die Zuhilfenahme von speziellen Hilfsmitteln).

Psoriasis-Arthritis und Sport

Bei Gelenk-, Muskel- und Knochenbeschwerden mögen die wenigsten Betroffenen an Sport denken. Doch genau das ist wichtig. Regelmäßige Sportübungen tragen dazu bei, den gesamten Körper beweglich zu halten, Übergewicht vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Dabei sollte die Sportart auf das individuelle Krankheitsbild ausgerichtet sein: Schmerzt das Knie, so ist regelmäßiges Schwimmen Wanderungen vorzuziehen. Fragen Sie sich, ob Sie lieber im Team oder allein sportlich aktiv sein wollen und ob Sie lieber unter freiem Himmel oder in der Halle trainieren. Am wichtigsten ist allerdings: Entscheiden Sie sich für eine Sportart, die Ihnen Spaß macht. Am besten, Sie besprechen sich mit Ihrem Physio- oder Ergotherapeuten. Mehr Infos finden Sie im Themenbereich Sport und Bewegung.

Ernährung bei Psoriasis-Arthritis

Bei Psoriasis-Arthritis gibt es bislang noch keine spezielle Diät, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist. Aber es gibt Lebensmittel wie Beeren und buntes Gemüse, die durchaus über entzündungshemmende Eigenschaften verfügen. Auch Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren können sich vorteilhaft auswirken. Andere Lebensmittel wiederum gelten als entzündungsfördernd, weil sie z. B. besonders viel Arachidonsäure enthalten, die Grundlage für entzündliche Botenstoffe. Es empfiehlt sich daher, möglichst wenig arachidonsäurereiche Lebensmittel wie Fleisch zu sich zu nehmen und beispielsweise durch Fisch, der Omega-3-Fettsäuren enthält, die positive Effekte auf das Entzündungsgeschehen haben, zu ersetzen.Hong K, Hun M, Wu F, et al. Association between Omega-3 fatty acids and autoimmune disease: Evidence from the umbrella review and Mendelian randomization analysis. Autoimmun Rev 2024;23(11):103651. Im Themenbereich Ernährung  finden Sie weitere Ernährungstipps und Rezepte, die Ihnen dabei helfen, gesünder zu essen und zu trinken sowie das Leben bewusster zu genießen.